Die BDT-Schnittstelle für die Tumordokumentation

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Errata (Stand 18. Mai 2001)

Einleitung

Die Möglichkeit zum Datenaustausch ist eine zentrale Funktion, um Daten schnell, ohne Übertragungsfehler und nicht zuletzt ökonomisch günstig bereitzustellen und die Mehrfacherfassung von Daten zu vermeiden. Sie stellt eine wichtige Voraussetzung zur Integration der Arbeit Klinischer Register in lokale, regionale und überregionale Kommunikationskonzepte dar. Um möglichst viele unterschiedliche Systeme verbinden zu können, muß das dazu benötigte Datenformat standardisiert werden. Dabei kann für Stammdaten, Diagnosen und Prozeduren auf bestehende Standards wie HL7 zurückgegriffen werden. Für die eigentlichen Inhalte der Tumordokumentation existieren jedoch keine entsprechenden Beschreibungen.

Die BDT-Schnittstelle wird vom Zentralinstitut für Kassenärztliche Versorgung (ZI), Abteilung Informatik, Ottostr. 1, 50859 Köln, standardisiert und dient dem Austausch von Behandlungsdaten zwischen Praxiscomputersystemen. Das ZI vergibt an Hersteller von Praxissystemen Prüfbescheinigungen, in denen bestätigt wird, daß die entsprechenden Systeme mit dem Standard konform sind. Ein besonderer Vorteil der BDT-Schnittstelle ist, daß alle Merkmale innerhalb des übertragenen Datensatzes identifiziert werden, so daß keine starre Struktur mit festen Feldpositionen definiert werden muß. Dies gibt ihr Flexibilität bei wechselnden Inhalten klinischer Daten. Da Praxissysteme einen potentiellen Kommunikationspartner für Register darstellen und eine dauerhafte Pflege der Schnittstellenbeschreibung durch das Zentralinstitut langfristig als gesichert angesehen werden kann, wurde eine Darstellung der Tumordokumentation innerhalb des BDT als sinnvoll angesehen.

Ausgehend von Vorschlägen der Arbeitsgruppe zur Koordination Klinischer Krebsregister sowie der Onkologischen Schwerpunkte in Nordrhein wurde unter Federführung des Zentralinstituts eine kleine Arbeitsgruppe primär an einem Austausch interessierter Anwender gebildet, welche 1997 einen Standard erstellt hat, der nun den Herstellern von Praxissystemherstellern und den Entwicklergruppen von Tumordokumentationssystemen zur Implementation zur Verfügung steht.

Der Vorschlag beinhaltet die bewährten Dokumentationsinhalte aus der Basisdokumentation für Tumorkranke und der im Bereich der KV Nordrhein verwendeten Dokumentation. Darüber hinaus wurden die Belange der epidemiologischen Register berücksichtigt. Zusätzlich besteht auch die Möglichkeit, eine Datenanforderung (z.B. zur Übermittlung von Nachsorgeergebnissen) auf diesem Weg.

Die Kommunikationsszenarien beinhalten sowohl den Ersatz der bisher papiergestützten Kommunikation zwischen Arzt und Register als auch den Austausch von Daten zwischen Registern mit unterschiedlichen Einzugsbereichen oder unterschiedlichen Zielsetzungen (z.B. epidemiologische Register, Krankenhausregister, Nachsorgeleitstellen, Zentrale Tumordatenbank des ISTO - vormals Datenbankder Zentralen Auswertung in Gießen). Erste Implementationen, die noch auf der Vorversion des Vorschlags beruhen, sind z.B. im Gießener Tumordokumentationssystem (GTDS) verfügbar. Im Bereich Nordrhein werden bereits Nachsorgeaufforderung und -bericht zwischen dem genossenschaftlichen Praxissystem "duria" und Registern ausgetauscht.

Die bereits vom ZI definierten Satzarten des Original-BDT sind im vorliegenden Artikel nicht im Detail beschrieben. Die allgemeinen Prinzipien werden im folgenden jedoch kurz erläutert.

Das BDT-Format

Die Übertragungseinheit innerhalb des BDT-Transfers wird Datenpaket genannt. Ein Datenpaket besteht aus Sätzen, die zum einen medizinische Informationen (z.B. Behandlungsdaten), zum anderen aber auch strukturelle Informationen (z.B. Absender, Länge, Verteilung eines Paketes auf mehreren Disketten) enthalten (s. Tab. 1). Allerdings erscheint die Verteilung auf mehrere Datenträger angesichts der modernen Kommunikationstechnologien von untergeordneter Bedeutung.

Jeder dieser BDT-Sätze besteht aus mehreren Feldern, die voneinander durch die Zeichen "Carriage Return/Line Feed" (CR/LF) getrennt sind. Die ersten beiden Felder eines Satzes enthalten Informationen zu Satzart und Satzlänge. Darauf erst folgen Felder mit den eigentlichen Inhalten, meist beginnend mit dem Feld Patientennummer.

Jedes Feld hat folgende Struktur: am Beginn steht die 3 Bytes umfassende Feldlängenangabe, es folgt die Feldkennung (Beschreibung der Art des Feldes) mit 4 Bytes, danach der eigentliche Feldinhalt von beliebiger Länge (n Bytes) und schließlich der Feldabschluß (CR/LF) auf 2 Bytes. Die Feldlänge umfaßt deshalb insgesamt 3+4+n+2 Bytes = 9+n Bytes (s. Tab. 2).

Tabelle 1: Struktur eines Datenpakets bei BDT


Datenpaket         Datenträger      Sätze                    

Datenpaket         Datenträger 1    Datenträger-Header       
                                    Datenpaket-Header        
                                    Praxisdaten              
                                    Behandlungsdaten (n)     
                                    Datenträger-Abschluß     
                   Datenträger 2    Datenträger-Header       
                                    Behandlungsdaten (n)     
                                    Datenträger-Abschluß     
                   Datenträger n    Datenträger-Header       
                                    Behandlungsdaten (n)     
                                    Datenpaket-Abschluß      
                                    Datenträger-Abschluß     






Tabelle 2: Feldstruktur bei BDT
Feld    Feldlän Feldkennun Feldinhalt  Bedeutung                                
        ge      g          (z.B.)                                               

1.      013     8000       "6100"      Das 1. Feld hat als Feldinhalt die       
Feld                                   Satzart des aktuellen Satzes, in diesem  
                                       Falle z.B. "6100" für Patientenstamm.    
                                       Die Feldlänge beträgt dann 13 Bytes,     
                                       zusammengesetzt aus:                     
                                       3 Bytes für Feldlänge                    
                                       4 Bytes für Feldkennung                  
                                       4 Bytes (in diesem Fall) für den Inhalt  
                                       "6100"                                   
                                       2 Bytes für CR/LF                        

2.      014     8100       "00815"     Das 2. Feld hat als Feldinhalt die       
Feld                                   Satzlänge des aktuellen Satzes, in       
                                       diesem Falle z.B. "815". Die Feldlänge   
                                       beträgt dann 14 Bytes, zusammengesetzt   
                                       aus:                                     
                                       3 Bytes für Feldlänge                    
                                       4 Bytes für Feldkennung                  
                                       5 Bytes (in diesem Fall) für den Inhalt  
                                       "00815"                                  
                                       2 Bytes für CR/LF                        

3.-n.   nnn     nnnn       "nnnn"      Inhaltliche Felder, meist beginnend mit  
Feld                                   der Patientennummer                      


In Tabelle 3 ist als Beispiel für das Aussehen eines kompletten Satzes in BDT die Satzart "Patientenstamm" dargestellt:
Tabelle 3: Beispiel für einen Satz der Satzart "Patientenstamm"
Feld     Feld-län Feld-kenn Feld-                    Beschreibung des          
         ge       ung       inhalt                   Feldinhaltes              

1.Feld   013      8000      6100                     Satzart Patientstamm      

2.Feld   014      8100      00499                    Satzlänge 499 Bytes       

3.Feld   010      3000      1                        Patientennummer 1         

4.Feld   015      3101      Axmann                   Name                      

5.Feld   015      3102      Tobias                   Vorname                   

6.Feld   017      3103      10051963                 Geburtsdatum              

7.Feld   018      3106      51107Köln                Wohnort                   

8.Feld   026      3107      Am Narzissenhof 2        Straße                    

9.Feld   ...      ...       ...                      ...                       

n.Feld   ...      ...       ...                      ...                       



Die BDT-Struktur erlaubt innerhalb eines Satzes verschachtelte Datenstrukturen auf bis zu fünf Hierarchieebenen, die "Vorkommen" genannt werden. Dadurch können beispielsweise einem Patienten (1. Ebene) mehrere Behandlungstermine (2. Ebene) und diesen wiederum dabei erhobene Daten (3. Ebene) zugeordnet werden. Das bedeutet, daß jede Satzart logisch in Blöcke eingeteilt werden kann, die sich gegebenfalls, unter Umständen sogar verschachtelt, wiederholen.

Für die Tumordokumentation wurde eine Satzart (7700) definiert, die das Übertragen unterschiedlicher Datenmengen (z.B. für Diagnosedaten, Verlaufsdaten und Therapiedaten) erlaubt. Die dazu definierten Blöcke werden in Tabelle 4 wiedergegeben.

Entsprechend den Bögen der unterschiedlichen Dokumentationssysteme werden die jeweils relevanten Blöcke übermittelt, wobei die ersten drei obligatorisch sind, da sie die Voraussetzung für die eindeutige Zuordnung eines Satzes zum Patienten und zum Tumor bilden und den Importprogrammen Hinweise auf die zu erwartenden Datenfelder und gegebenenfalls deren Interpretation geben.

Tabelle 4: Strukturierung der BDT-Satzart Tumordokumentation "7700"


Bezeichnung          Kurze inhaltliche Charakterisierung                      

Kopfteil             Patientenidentifikation (über Nummer), für die           
                     Stammdaten wird die Satzart Patientenstamm benutzt                

Tumor-Identifikation Die Id-Nummer des Tumors sowie Diagnosedatum und         
                     (Haupt-)Lokalisation zur systemunabhängigen              
                     Identifikation einer Erkrankung                          

administrativer      Berichtsart und Informationen zur Herkunft der Daten     
Teil                 etc.                                                     

allgemeine           Bei jeder Berichtsart mögliche Angaben z.B. zu           
medizinische Daten   Leistungszustand und Folgeerkrankungen                   

epidemiologische     die für epidemiologische Register wichtigen              
Daten                zusätzlichen Daten                                       

Diagnose allgemein   Erfassungsanlaß etc.                                     

Tumorbeurteilungen   Verlaufsbeurteilungen zur Ausbreitung der                
                     Tumorerkrankung und zum Therapieerfolg                   

Abschluß             Abschlußdaten mit Todesursache                          

Lokalisation         Tumorlokalisation (Wiederholgruppe)                      

Histologie           Tumorhistologie (Wiederholgruppe)                        

Tumorausbreitung     getrennt nach allgemein, TNM, Ann Arbor und sonstigen    
und Stadium          Klassifikationen  (Wiederholgruppen)                     

Metastasen           Details zu Metastasen (Wiederholgruppen)                            

Durchgeführte        grobe Kategorien, Blöcke für Details weiter unten        
Maßnahmen            (Wiederholgruppen)                                       

Nicht (vollständig)  zunächst als sinnvoll erachtet und dann abgebrochene     
durchgeführte        oder abgelehnte Maßnahmen (Wiederholgruppen)             
Maßnahmen                                                                     

Operative Therapie   Operationen und Komplikationen (Wiederholgruppen)        

Strahlentherapie     Möglichkeiten zur Angabe kombinierter Behandlungen auch  
                     mit unterschiedlichen Zielgebieten, Nebenwirkungen       
                     (Wiederholgruppen)                                       

Chemotherapie        Protokoll und Medikamente einschließlich Dosisangaben,   
(Internistische      Nebenwirkungen (Wiederholgruppen)                        
Therapie)                                                                     

Sonstige Therapie    (Wiederholgruppe)                                        

Tumormarker          Laborbefunde gemäß LDT (Wiederholgruppe)                

Qualitative          Kategorisierende und/oder freitextlicher Angaben zur     
Untersuchungen       Diagnosesicherung (Wiederholgruppe)                      

Vorgesehene          Art und Ort der vorgesehenen Maßnahmen                   
Maßnahmen            (Wiederholgruppe)                                        



Errata

Im Standard trägt die Satzart Patientenstamm mit "0010" statt "6100".