Die Arbeitsgruppe zur Koordination Klinischer Krebsregister (AKKK) am Institut
für Medizinische Informatik der Justus-Liebig-Universität Giessen existiert
seit 1985. Sie arbeitet im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG)
an mehreren Themenbereichen:
- Pflege und Weiterentwicklung der Basisdokumentation für Tumorkranke, eines
standardisierten Minimaldatensatzes fuer die onkologische Dokumentation an Tumorzentren
und Onkologischen Schwerpunkten in Deutschland
- Entwicklung und Pflege eines EDV-gestützten Tumordokumentationssystems
(GTDS - Gießener Tumordokumentationssystem) unter UNIX und ORACLE
- Jährliche Zentrale Auswertung der anonymisierten Daten der Basisdokumentation
für Tumorkranke aus den Klinischen Krebsregistern
- Durchführung von Schulungen fuer Mitarbeiter von Tumorzentren
- Jährliche Ausrichtung der Informationstagung Tumordokumentation
Tumordokumentationssystem (GTDS)
Im folgenden werden kooperierende Institutionen und Leistungen des Arbeitsbereichs
Tumordokumentationssystem dargestellt.
1.1 Kooperierende Institutionen
In 20 Zentren ist das GTDS installiert, davon 4 in den alten Bundesländern.
Für 5 Zentren ist die Installation vorgesehen, davon 3 in den alten
Bundesländern. Daneben gibt es weitere Interessensbekundungen.
1.2 Beratungs- und Wartungsbedarf
GTDS ist ein flexibles Anwendungssystem mit vielfaeltigen Faehigkeiten, die bei
Inbetriebnahme und auch waehrend der Anwendung laufend angepasst werden koennen
und muessen. Um auch hohen Ansprnchen in einer Mehrbenutzerumgebung genuegen zu
kouml;nnen, wird als Grundlage der Programmierung das Datenbanksystem ORACLE und
die dazugehörigen Entwicklungswerkzeuge eingesetzt. Das eingesetzte
Entwicklungssystem hat dar¨berhinaus den großen Vorteil, daß die
damit erstellten Anwendungen ohne großen Anpassungsaufwand auf verschiedenen
Hardware-Plattformen lauffähig sind. Andererseits bedingen diese Grundlagen
auch eine relativ komplexe Installation und auch einen gewissen Verwaltungsaufwand
beim weiteren Betrieb der Datenbank.
Erstinstallation
Die AKKK stellt zur Erstinstallation folgende Dienstleistungen zur Verfuegung:
1.3 Wartung und kontinuierliche Verbesserung des GTDS
Kleinere Korrekturen des GTDS, die wegen zusätzlicher Anforderungen,
Aenderungswuenschen oder auch Fehlern notwendig sind, werden kurzfristig realisiert.
Grundlegendere Weiterentwicklungen werden von der Benutzergruppe bestimmt (siehe
weiter unten). Diese Arbeiten umfassen:
- Installieren bzw. Überpruefen der Korrektheit von Updates
- Identifizieren und Beheben von Fehlern der Datenbanksoftware oder des GTDS
- Realisieren, Überspielen, Installieren und Testen von Verbesserungen und
Erweiterungen, die häufig kurzfristig und in enger Kooperation realisiert
werden sollen
- Anpassung von neu hinzukommenden Peripheriegeräten (PC's, Terminals, Drucker)
Installation und Wartung werden bevorzugt ueber Modem durchgefnhrt, da hierbei
Probleme am schnellsten erkannt und behoben werden koennen. Auf diese Weise konnten
zeit- und kostenintensive Reisen weitgehend vermieden werden. Zu 13 der 20 Zentren
existiert eine Modemverbindung. In diesen Faellen betraegt der Aufwand nach
abgeschlossener Installation durchschnittlich 2 Stunden pro Zentrum und Monat.
Während der Erstinstallation ist der Aufwand um ein Vielfaches grösser.
Für die nicht über Modem angeschlossenen Zentren sowie für das
Transferieren umfangreicherer -Änderungen (Updates) werden ca. 4 Mal / Jahr
Datenträger (Bänder oder Disketten) versendet. Das umfasst neben dem
aufwendigen Anfertigen von Installationsskripten auch das Verpacken und die
telefonische Beratung bei der Installation von Updates. Die Erstinstallation wird
unter Umständen auch direkt vor Ort durchgeführt.
Darüberhinaus berät die Arbeitsgruppe die Zentren bei Fragen der
praktischen Arbeit mit dem GTDS und bei der Datensicherung.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass durchschnittlich ständig einer der
Mitarbeiter mit den vorstehend genannten Arbeiten beschäftigt ist. Dieser
Mitarbeiter benötigt intensive Kenntnisse sowohl seitens der Datenbanksoftware,
der Struktur des GTDS, der Tumordokumentation und mindestens eines Betriebssystems.
Die Kosten für Verbrauchsmaterial, Telefon und Reisen werden im Rahmen der
Förderung von der Arbeitsgruppe getragen.
Benutzergruppe und Arbeitsgruppen
Zweimal im Jahr finden Benutzergruppentreffen statt. Hier werden die grundlegenden
Entwicklungslinien und Erweiterungsplaene besprochen.
Um die in 1.2 sich abzeichnende zunehmende Belastung durch Wartungsaufgaben zu
senken und die Kommunikation zu strukturieren wurden folgende Festlegungen getroffen:
- Der Austausch von Erfahrungen und Vorschlaegen unter den Benutzern sowie mit der
AKKK soll durch die Einrichtung einer sogenannten Mailbox gefoerdert werden.
Darueberhinaus koennen hierdurch Neuerungen interessierten Benutzern schneller zur
Verfuegung gestellt werden.
- Um die Entwicklung bestimmter Teilbereiche, vor allem im Bereich der Druckfunktionen
(Arztbriefe etc.), zu koordinieren, wurden durch die Benutzergruppe bestimmte, allen
bekannten Benutzer festgelegt. Diese haben die Aufgabe, Verbesserungsvorschlaege zu
sammeln, mit den uebrigen interessierten Benutzern abzustimmen und dem Entwicklerteam
mitzuteilen.
Darueberhinaus existieren zwei Arbeitsgruppen, die sich mit zwei umfangreichen
Erweiterungen des GTDS befassen und fuer die betoffenen Bereiche auch generelle
Festlegungen treffen:
Definition eines systemunabhaengigen Format (HL7) zur Kommunikation zwischen
Registern und Subsystemen und Realisierung dieser Schnittstelle fuer das GTDS
Eine Vielzahl von Daten wird bereits in anderen Systemen (z.B. Verwaltung, Pathologie,
Labor, Strahlentherapie aber auch anderen Registern) erfasst. Der unnoetige Aufwand,
der fuer das nochmalige Erfassen solcher Daten notwendig ist, kann durch die
Entwicklung einer Standardschnittstelle vermieden werden. Diese Arbeitsgruppe hat
bisher dreimal getagt und fuer folgende Kommunikationswege Nachrichtenstrukturen
definiert:
- Austausch mit anderen Registern: Gemeinsames Krebsregister oder andere
epidemiologische Register, klinische Register untereinander (z.B. klinisches
Register - Nachsorgeregister), zentrale Auswertung oder andere Qualitaetskontrolle
- Ergaenzung der im GTDS gespeicherten Informationen durch Austausch mit klinischen
Subsystemen: Patientenverwaltung, Labor, Pathologie, Apotheke (Zytostatika)
- Kommunikation mit niedergelassenen Aerzten: Anforderung und Rueckuebermittlung von
Nachsorgedaten, Beantwortung von Anfragen
Die Schnittstelle steht kurz vor ersten technischen Erprobungen.
Integration von Studienmanagement
Onkologische Patienten werden haeufig im Rahmen klinischer Studien behandelt. Da
viele der im Rahmen klinischer Krebsregister erfassten Daten auch in der Dokumentation
von Studien benoetigt werden, koennen die Register Funktionen fuer Dokumentation
und Organisation von Studien bereitstellen und von der hieraus steigenden
Akzeptanz profitieren.
Folgende Funktionen wurden bisher realisiert:
- Eingabe und Anzeige von Detaildaten zu Studien (Studienarme, Adressen, teilnehmende
Abteilung, Uebersicht ueber teilnehmende Patienten, Schichten, Eingangskriterien)
- Zuordnung von Patienten zu bestimmten Studienarmen und Eingabe zugehoeriger Details
- Automatische Ueberpruefung von Eingangskriterien (bei Implementation der Arden Syntax)
- Anzeige der Werte der Eingangskriterien
Fuer eine klinische Erprobung der Studienmanagementfunktionen wurde es jedoch fuer
notwendig angesehen, noch folgende Funktionen zu integrieren:
- Organisatorische Unterstuetzung durch Terminmanagement (Erinnerung an ausstehende
Untersuchungen und Behandlungen) und Bereitstellung von Dokumentationsboegen, die
Basisdokumentation und Studiendokumentation vereinen (Vermeidung von Doppeldokumentation)
- Uebermittlung von Ergebnissen an die Studienzentrale auf elektronischem Weg.
Weitere groessere Entwicklungsarbeiten in der vergangenen Zeit betrafen die
Konsildokumentation und die Melanomdokumentation. Es wurde von der Benutzergruppe
fuer notwendig erachtet, aus Gruenden der Akzeptanz die Spezialdokumentation fuer
das Zentrale Melanomregister in Berlin zu integrieren. Ein zukuenftiger Schwerpunkt
wird die Entwicklung einer grafischen Bedienoberflaeche sein.
Kleinere Aenderungen werden von allen in der Entwicklung mitarbeitenden Personen
durchgefuehrt. Je eine halbe Stelle ist mit Arbeiten fnr die Implementation der
Schnittstelle und die Integration der Melanomdokumentation befasst. Der Leiter der
Arbeitsgruppe ist zu ca. 2/3 der Arbeitszeit mit Aufgaben der Organisation der
Benutzergruppe, der Kommunikation mit Anwendern, der Konzeption von neuen
Entwicklungen und der Programmierung befasst. Die Reise- und Unterbringungskosten
fuer die Benutzergruppe und die Arbeitsgruppen werden im Rahmen der Foerderung von
der Arbeitsgruppe getragen.
Generelle Aspekte der Weiterentwicklung
Um die Akzeptanz von DV-Systemen zu halten und zu steigern ist es notwendig, mit
aktuellen Entwicklungen Schritt zu halten. Durch die Verfuegbarkeit der grafischen
Bedienoberflaechen der verwendeten Entwicklungswerkzeuge ist es mittlerweile
moeglich, auch GTDS auf die weitverbreiteten windowbasierten Systeme zu uebertragen.
Die Voraussetzungen hierzu werden derzeit geprueft. Erste Ergebnisse zeigen, dass
dies prinzipiell machbar ist. Um die erweiterten Gestaltungsmoeglichkeiten jedoch
zu nutzen, mnssen umfangreiche Erweiterungen gemacht werden.
Angestrebt wird durch diese Entwicklungen generell die arbeitsplatznahe Information
und Eingabe von Daten durch weniger dokumentationserfahrenem Personal wie z.B.
Ärzte und somit die Entlastung von speziellem Dokumentationspersonal.
Dabei ist darauf zu achten, dass das Programm auch bei Nichtvorhandensein
grafischer Umgebung bedienbar bleibt, da eine Pflege zweier Systeme bei der
derzeitigen Auslastung durch das vorhandene Personal sicher nicht moeglich ist.
Fortbildung der GTDS-Systembetreuer und Anwender
Neben den noch nachfolgend beschriebenen Kurzschulungen, in denen unter anderem
auch der Umgang mit dem GTDS trainiert wird, haben bisher zwei
Systemverwalterschulungen und eine Anwenderschulung (jeweils mehrtaegig)
stattgefunden. Diese erwiesen sich besonders effektiv fuer Personen, die bereits
bestimmte Vorkenntnisse mit GTDS haben und muessen insbesondere hinsichtlich der
neu hinzukommenden GTDS-Anwender weiterhin angeboten werden. Wuenschenswert waere
mindestens ein Besuch pro Zentrum und Jahr, um vor Ort Schulungen durchfuehren
zu koennen und somit sowohl die Arbeit des Personals zu optimieren als auch
bestehende Schwierigkeiten zu erkennen und die von Zentrum zu Zentrum
unterschiedliche Arbeitsweise kennenzulernen. Dies konnte jedoch aus
Kapazitaetsgruenden nicht durchgefuehrt werden.
Die Reise- und Unterbringungskosten fnr die Fortbildungen werden im Rahmen der
Foerderung von der Arbeitsgruppe getragen.
Fortbildung
Seit einigen Jahren wird in Deutschland an einigen Schulen eine zwei- oder
dreijaehrige Ausbildung zum Medizinischen Dokumentar bzw. Dokumentationsassistenten
angeboten. Diese Ausbildung umfasst jedoch nicht die onkologische Dokumentation
mit ihren spezifischen Erfordernissen (in der Onkologie gebraeuchliche
Schluesselsysteme wie z.B. die ICD-O, die Basisdokumentation fuer Tumorkranke,
EDV-basierte Tumordokumentationssysteme). Dies und die Tatsache, dass die
Eingabekraefte in den Tumorzentren und Onkologischen Schwerpunkten heute in den
weitaus meisten Faellen noch keine Ausbildung als Dokumentare aufweisen, fuehrte
zu der Forderung der Zentren nach einer umfassenden Ausbildung ihrer Mitarbeiter.
Dieser Forderung wird seitens der Arbeitsgruppe zur Koordination Klinischer
Krebsregister durch die jaehrlich stattfindenden dreimonatigen Kurzschulungen
fuer Dokumentationskraefte in der Onkologie Rechnung getragen. Die Kurzschulung
ist nicht auf Zentren beschraenkt, die das GTDS anwenden. Die Teilnehmerzahl
betraegt aus platztechnischen und organisatorischen Grnnden in der Regel 25,
jedoch zeigt die stets hoehere Zahl von Anmeldungen (in diesem Jahr 40) das grosse
Interesse der Tumorzentren an dieser in Deutschland konkurrenzlosen Veranstaltung.
Ausbildungsinhalte:
- Tumordokumentation mit onkologischen Schlnsseln
- Medizinische Propaedeutik
- Medizinische Onkologie
- Medizinische Statistik
- Pathologie
- Chemotherapie
- Strahlentherapie
- Datenschutz
- Einführung in die EDV
- EDV-Textverarbeitung
- EDV-Graphik
- EDV-Datenbanken
- EDV-Tumordokumentationssysteme am Beispiel GTDS
Teilnehmerzahl
Der Teilnehmerkreis der Kurzschulungen umfasst wegen der starken Personalfluktuation
und der stetig steigenden Anforderungen an die Dokumentationskräfte nicht nur
Personal aus den im Aufbau befindlichen Zentren. Wir gehen aufgrund unserer
bisherigen Erfahrungen deshalb weiterhin von einem Bedarf von mindestens 25
Teilnehmern pro Jahr aus.
Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement (Zentrale Auswertung)
Die Arbeitsgruppe zur Koordination Klinischer Krebsregister (AKKK) sammelt
jährlich die anonymisierten Daten der onkologischen Patienten aus Tumorzentren
und Onkologischen Schwerpunkten in Deutschland zur zentralen Auswertung. Der von den
Zentren eingesandte Datensatz entspricht der von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher
Tumorzentren (ADT) empfohlenen 3. Auflage der Basisdokumentation fuer Tumorkranke
von 1983. Er enthaelt fuer jeden Patienten als wichtigsten Bestandteil die Daten
zum Zeitpunkt der Diagnosestellung seines Tumors, die sogen. Ersterhebung.
Sie umfasst u. a. Informationen ueber Lokalisation des Tumors, histologischen Befund,
Erkrankungsstadium, regionaere Ausbreitung, Fernmetastasen, Leistungszustand des
Patienten und eine grobe Liste durchgefuehrter Therapiemassnahmen. Wichtige Items
sind dabei nach internationalen onkologischen Klassifikationen (Lokalisations- und
Morphologieteil der ICD-O, TNM- bzw. Ann-Arbor-Klassifikation, Karnofsky-Index)
verschluesselt. Im letzten Auswertungsjahrgang 1992 erhielt die AKKK Ersterhebungen
von 70000 Krebspatienten aus 75 Zentren, was einer Erfassungsrate von 25-30% aller
malignen Neuerkrankungen auf dem Gebiet der alten Bundeslaender entspricht.
Neben den beschriebenen Ersterhebungen werden Daten über den weiteren Verlauf
der Erkrankung nach Beendigung von Diagnostik und Primaeertherapie, die sogen.
Folgeerhebungen, sowie über den Zustand des Patienten bei Ausscheiden aus der
Betreuung des jeweiligen Zentrums wegen Heilung, Umzug, Verweigerung weiterer
Betreuung oder Tod, die sogen. Abschlusserhebungen, eingesandt.
Die zentrale Datenbank der AKKK unter ORACLE auf einer IBM RS 6000 enthUelt zum gegenwUertigen Zeitpunkt die Daten von etwa 500000 onkologischen Patienten mit 1,2 Mio Folge- und 100000 AbschluUeerhebungen. Bei diesen GrUeUeenordnungen ist ein hoher Sachverstand bei der Konfigurierung und Pflege notwendig, da unbedachte Befehle das System leicht in kritische ZustUende bringen kUennen. Hierfnr ist Unterstntzung aus dem Bereich der GTDS-Entwicklung unerlUeUelich.
Die jaehrlich durchgefuehrten Zentralen Auswertungen der Daten umfassen:
das Einlesen und gegebenenfalls Konvertieren der von den Zentren uebermittelten
Daten von Band oder Diskette. Obwohl eine genaue technische Spezikation des
Uebergabeformates formuliert wurde, koennen viele Zentren dieses nur Naeherungsweise
einhalten, so dass sehr zeitaufwendige Konvertierungsarbeiten durchgefuehrt werden
muessen.
- das Erstellen eines individuellen Profils der Datenqualitaet fuer jedes
kooperierende Zentrum, das nur diesem zugeschickt wird
- das Erstellen eines zusammenfassenden Profils aller Zentren, das an alle Zentren
verschickt wird
- das Erstellen inhaltlicher, organbezogener Auswertungen (s. u.)
Die Daten der zentralen Datenbank werden jaehrlich unter zwei Aspekten ausgewertet.
Der erste ist der Aspekt der Datenqualitaet. Am Anfang stehen dabei formale
Pruefungen und Plausibilitaetskontrollen, also beispielsweise Untersuchungen auf
Vollstaendigkeit (Beispiel: Sind wichtige Befunde wie die Tumorlokalisation eingetragen?)
und Widerspruchsfreiheit (Beispiel: Ist bei Angabe von M1 im TNM auch wirklich
keine Fernmetstasenlokalisation eingetragen?) der Codierung. Es folgen Tests auf
inhaltliche Plausibilitaet (Beispiel: Ist der angegebene histologische Befund mit
der Lokalisation vereinbar?).
In den letzten Jahren ist ein zweiter Aspekt in den Vordergrund gerueckt. Die
grosse Zahl der gespeicherten Faelle einerseits und Nachfragen von Klinikern,
Pathologen und Epidemiologen aus vielen Tumorzentren andererseits fuehrten zur Frage,
ob sich die Daten fnr Auswertungen nach medizinisch relevanten Fragestellungen
eignen. Natuerlich sind durch die anzunehmende Selektion der Daten keine
epidemiologischen (bevoelkerungsbezogenen) Aussagen moeglich, aber fuer jede
einzelne Tumorart lassen sich zuverlaessige Erkenntnisse gewinnen. Die AKKK fuehrt
hierzu zahlreiche lokalisationsbezogene Auswertungen durch, wie
+ Allgemeine und geschlechtsspezifische Verteilung des Erkrankungsalters
+ Verteilung histologischer Diagnosen
+ Darstellung des klinischen und pathologischen Stadiums bei Diagnosestellung
+ Vergleich des Erkrankungsstadiums von bei der gesetzlichen Frueherkennung entdeckten
Malignomen mit dem bei anderen Erfassungsanlaessen (z.B. beginnende Symptomatik)
+ Abhaengigkeit der Lymphknoten- und Fernmetastasierung von der Groesse des Primaertumors
+ Art der durchgefuehrten Therapie, allgemein oder in Abhaengigkeit von
Erkrankungsstadium oder histologischer Diagnose
Die Planung weitergehender Untersuchungen zur Prozess- und Ergebnisqualitaet der
onkologischen Versorgung, wie z.B. Therapievergleiche, Untersuchung der
aufgetretenen Krankheitsfolgen und Nebenwirkungen, der Zeitabstaende bis zum Rezidiv
sowie Berechnung von Ueberlebenszeiten, stoesst zum gegenwaertigen Zeitpunkt auf
zwei Hindernisse:
+ Die Informationsdefizite des vorhandenen Datensatzes, der auf der bisher
gueltigen 3. Auflage der Basisdokumentation fuer Tumorkranke beruht. Wichtige Details
wie beispielsweise die Stadienbeschreibung vieler haematoonkologischer Erkrankungen
und das histopathologische Grading sind nicht enthalten. Zudem fehlt eine ueber
allgemeine Aussagen wie UeOperation_, UeChemotherapie_ usw. hinausgehende
Therapiedokumentation und das Festhalten ihrer Nebenwirkungen.
+ Die Schwierigkeit der Zusammenfuehrung der anonymisierten Daten der Ersterhebung
jedes Patienten zu seinen Folge- und Abschlusserhebungen. Dies liegt daran, dass
einerseits verschiedene einsendende Zentren auch verschiedene
Anonymisierungsalgorithmen einsetzen und andererseits auch innerhalb der Zentren
die Algorithmen im Laufe der Zeit veraendert wurden. Das Ergebnis ist eine nach
Jahrgaengen stark schwankende Zusammenfuehrbarkeit (Beispiel: zu 2% der
Ersterhebungen von 1985, aber zu 40% der Ersterhebungen von 1989 existieren
zuordenbare Folgeerhebungen)
Das erste Hindernis ist inzwischen weitgehend beseitigt: im Auftrag des
Bundesministeriums fnr Gesundheit und unter Federfnhrung der AKKK wurde in den
vergangenen Jahren eine komplette Neufassung der Basisdokumentation fuer
Tumorkranke erarbeitet, die den Fortschritten im onkologischen und dokumentarischen
Bereich angepasst wurde und 1994 in Buchform erschienen ist.
Das zweite Hindernis wird fuer die Daten, die nach der neuen Auflage der
Basisdokumentation erfasst werden, ebenfalls kleiner werden. Der Grund liegt an der
weiten Verbreitung, die das von der AKKK entwickelte Dokumentationssystem GTDS in
den klinischen Registern insbesondere in den neuen Bundeslaendern gefunden hat.
Das GTDS enthaelt eine standardisierte Schnittstelle für die Uebermittlung von
Daten zur jährlichen Zentralen Auswertung, die die Zusammenführbarkeit
der anonymisierten Daten jedes Patienten erlaubt.
Qualitätssichernde Massnahmen fanden im Rahmen der zentralen Auswertungen
bisher, bedingt durch die Beschränkungen des Datensatzes der alten
Basisdokumentation, nur in Bezug auf die Datenqualität statt. Mit den nach
der neuen Basisdokumentation codierten Daten werden jedoch Untersuchungen im Rahmen
der Qualitätssicherung möglich. Insbesondere die ausführliche Erfassung
von Therapiedaten mit Nebenwirkungen, Komplikationen und Folgeerkrankungen, pTNM,
R-Klassifikation, Gesamtbeurteilung des Tumorgeschehens sowie der Abschluss- und
Autopsiedaten erlaubt es, die Daten innerhalb des Qualitätsmanagements der
Therapie zu nutzen.
Informationstagungen
Jährlich wird von der AKKK eine Informationstagung Tumordokumentation
organisiert, bei der sich, gefördert durch das BMG, Aerzte, Informatiker und
Dokumentationskraefte aus den Tumorzentren und Onkologischen Schwerpunkten zum
Austausch von Erfahrungen und zur Diskussion aktueller Themen treffen. Die
Teilnehmerzahl hat sich derzeit bei 200-250 stabilisiert. Eine zunehmende Integration
fachlich onkologischer Themen wird angestrebt, so dass es sicher sinnvoll ist, die
Tagung gemeinsam mit dem Krebskongress durchzufuehren.
Arbeitsgruppe zur Koordination klinischer Krebsregister
- Institut für medizinische Informatik -
Leiter: Prof. Dr. J. Dudeck
Mitarbeiter: Dr. U. Altmann, Dr. W. Wächter, F. Katz, V. Haeberlin, A. Tafazzoli,
E. Fuentecilla Perez, U. Dalbert
Heinrich-Buff-Ring 44, 35392 Giessen, Tel. 0641/702-4519 (FAX: 0641/78788)
Giessen, im Oktober 1994